Amtsblatt: Essen für 1 Euro für jedes bedürftige Kind in Freiburg – noch lange nicht!

Amtsblatt 469, 8. Dezember 2007

Seit der Einführung von Hartz IV durch Rot/Grün im Jahr 2004 leben ca. 20 % aller Deutschen in purer Armut und vor allem die Kinderarmut ist drastisch gestiegen. In einem der reichsten Länder der Erde muss über die Bekämpfung von Hunger gesprochen werden. So auch in dieser Woche im Freiburger Gemeinderat. Willkürlich klein gerechnet sind die Beträge (nicht nur) für die Ernährung von Kindern aus Hartz IV-Haushalten – 2 Euro 80 pro Tag werden ihnen für Essen zugestanden. Wie soll damit ein Kind oder gar ein Jugendlicher satt werden? Am Mittagstisch in den Schulen, KiTas und Horten können diese Kinder bisher nicht teilnehmen, denn er ist teilweise teurer als ein gesamter Tagessatz.
Das soll sich in Freiburg ab 1.2.2008 ändern: Bedürftige Kinder erhalten das Essen für einen Euro. Allerdings nur die, die ganztags in einer Einrichtung sind. Das sind in den Schulen, G 8 bedingt vor allem die Gymnasiasten. Alle anderen Schulformen werden nur zu einem kleinen Teil im Ganztagsbetrieb geführt. 41 von 65 Freiburger Schulen haben keinen Nachmittagsunterricht, keine Mensa oder Cafeteria. Damit bleibt die überwiegende Mehrheit der Schüler/innen von diesem Angebot ausgeschlossen, genau wie bedürftige Kinder an kirchlichen oder privaten Schulen. Obwohl dieser Gemeinderatsbeschluss die Stadt bereits 800 T€ p.a. kosten wird, fordern die UL weitere Maßnahmen, um tatsächlich allen Kindern, die es nötig haben, ein subventioniertes Essen zu ermöglichen. Dazu müssten die vorhandenen Mensen auch für Kinder anderer Schulen geöffnet und weitere Essensmöglichkeiten geschaffen werden. Erst dann könnte der Gemeinderat ein bisschen stolz auf sich sein, eine der größten Nöte gelindert zu haben, die keine städtische Pflichtaufgabe ist. Mitverantwortlich für diesen sozialpolitischen Dauerskandal sind die Parteigänger/innen allemal. Arme Kinder hungern durch Hartz IV und sind von der Bildung ausgegrenzt: Es fehlt das Geld für Kinderbücher, Spielzeug, Schulausstattung, Klassenfahrten, Sport- und Musikangebote, Internet und was sonst für ihre Chancengleichheit wichtig wäre. Kurz: Ein menschenwürdiges Leben ist mit Hartz IV nicht möglich. Ein Aufschrei der Städte gen Berlin, dies zu ändern, ist überfällig.

Irene Vogel