Stadtplanung passé - Investorenträue werden war

Amtsblatt 471, 19. Januar 2008

Die Bebauung für das „Brielmann-Gelände“ an der Berliner Allee ist beschlossen – gegen die Stimmen der UL. Die nun vom Gemeinderat genehmigte Planung lässt Investorenherzen höher schlagen; städtebaulich und sozial ist sie eine Katastrophe. Die Bebauung wird doppelt so dicht wie jene bereits als viel zu eng empfundene am Alten Messplatz. Das wird zu sozialen Spannungen führen – allerdings Profite erhöhen. Die Bebauung ist so dicht, dass Kinderspielplätze auf den Dächern der 6-geschossigen Häuser vorgesehen sind, weil ebenerdig dafür kein Platz mehr ist. Eine schauderhafte Vorstellung, die leider nur für unsere StadträtInnen ein Ablehnungsgrund war. Auch das Jugendzentrum Chummy ist hier am falschen Platz, nicht zuletzt weil Kinder und Jugendliche aus Betzenhausen-Bischofslinde zwei Hauptverkehrsstraßen überqueren müssen, um zu ihrem Jugendzentrum zu kommen. Kindergerechte Planung sieht anders aus. Grundsätze der Bauleitplanung über soziale und kulturelle Bedürfnisse der Bevölkerung sind hier genauso missachtet worden wie das berühmte Freiburger Märkte- und Zentrenkonzept, das eine Aushöhlung in nie da gewesenem Umfang erfährt.

Und die Stadt ist dabei, auch beim Areal des Güterbahnhofs Nord auf Stadtplanung und damit auf politische Visionen zu verzichten. Für das letzte bedeutende innerstädtische Baugebiet soll noch in diesem Quartal ein Aufstellungsbeschluss durchgepeitscht werden. Eine politische, eine öffentliche Diskussion darüber, welche Nutzungskonzepte für einen Umbau dieses Geländes aus städtebaulicher Sicht notwendig sind, hat kaum stattgefunden. Die Unabhängigen Listen halten es für unerlässlich, über folgende und andere Fragen zu diskutieren: Wie sieht Arbeit, wie sieht Gewerbe der Zukunft aus? Findet Arbeit in Zukunft in Denkfabriken statt, wie das Fraunhofer Institut prognostiziert? Wie entwickelt sich das Verhältnis von Arbeit und Wohnen, wird es sich mehr ergänzen? Welche Verkehrskonzepte braucht so ein Areal? Wie kann Kultur integriert werden? Was für ein Nutzungskonzept würde das Areal noch in 30 Jahren attraktiv machen?

Für unerlässlich halten die Unabhängigen Listen auch die Auslobung eines städtebaulichen Wettbewerbs für das Güterbahnhof-Areal. Damit würden architektonische und Nutzungskonzepte für Arbeit, Kultur und Wohnen entwickelt und klare politische Vorgaben für eine künftige Bebauung gemacht.

Hendrijk Guzzoni