Die internationale Finanzkrise geht in letzter Instanz zurück auf die Tatsache, dass seit den 70er
Jahren des letzten Jahrhunderts eine schrittweise Deregulierung des internationalen Finanzwesens stattgefunden hat. Auf diese Weise wurde der Spekulation auf den Finanzmärkten Tür und Tor geöffnet. Für die aktuelle Finanzkrise ist festzuhalten, dass sie ihren Ausgangspunkt am Immobilienmarkt der USA hatte. Seit den 90er Jahren sind in den USA die Immobilienpreise massiv gestiegen. Die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt erzeugte die Illusion, die Entwicklung ginge auf nicht absehbare Zeit so weiter, so dass Immobilien zu einem begehrten Spekulationsobjekt wurden. Der Preisanstieg bei den Immobilien in den USA erleichterte zudem die Beleihung bestehender Objekte und damit die Kreditfinanzierung, auch für den Konsum außerhalb des Immobiliensektors. Die Folge war ein Überangebot von Immobilien, ein darauf einsetzender Preisverfall bei vielen Objekten und eine Insolvenzwelle bei Finanzinstituten. Eine weitere Schwierigkeit entstand dadurch, dass seit der Mitte der 90er Jahre Hypothekenkredite von Banken an andere Finanzierungsgesellschaften weiterverkauft, als neue Wertpapiere gebündelt und dann an neue Anleger weiterverkauft wurden, vorwiegend an Versicherungen und Fondsgesellschaften. Nach der Insolvenzwelle am Kreditmarkt wurde nicht nur dieser Markt, sondern auch der gesamte Immobilienmarkt in Mitleidenschaft gezogen und darüber hinaus der Wertpapiermarkt und der Markt für Konsumentenkredite. Die Verluste bei Finanzinstituten wurden massiv, der Tiefpunkt dürfte erst im Jahre 2009 erreicht werden.
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Bekanntlich sind die USA nicht allein auf der Welt, sondern über viel fältige Wirtschaftsbeziehungen mit Europa und Asien verbunden. So wie die Probleme im Hypotheken und Banksektor auf die amerikanische Bauwirtschaft und danach auf andere Bereiche der Investitions- und Konsumgüterindustrie übersprangen, traf das auch andere Länder, weil die ökonomische Entwicklung der USA für die internationale Konjunkturentwicklung von großer Bedeutung ist. Die Dynamik der globalen Ökonomie wurde gedämpft, vor allem in Ländern, die noch bis Ende 2006 von boomenden Immobilienmärkten und einem positiven Konsumklima profitierten. Länder, die von der Immobilienund Finanzkrise zunächst weniger betroffen waren, wie zum Beispiel die Bundesrepublik, zeigten sich zunächst widerstandsfähiger. Gleichwohl ist auch bei uns seit Ende 2007 eine klare Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung zu erkennen. Bereits zu Beginn des Jahres 2008 ging die Exportdynamik zurück, u.a. auch durch die Aufwertung des Euro und gestiegene Rohstoffpreise. Der private Verbrauch in der Bundesrepublik konnte kein Gegengewicht bilden, um der Konjunkturabschwächung bei uns entgegenzuwirken. Das gilt auch für die staatliche Politik, die immer noch meint, auf absehbare Zeit ihre Sparpolitik weiter führen zu müssen. Auf dem Arbeitsmarkt ist gegen Ende 2008 mit einer verspäteten Reaktion zu rechnen und es ist sicher, dass das Jahr 2009 ein Jahr des wirtschaftlichen Rückgangs werden wird. Dieser Rückgang ist deswegen massiv, da eine „normale“ Konjunkturkrise und die globale Finanzkrise zusammentreffen.
Alternative Beschäftigungspolitik und die Neuregulierung des internationalen Finanzsystems
Alternative Wirtschaftswissenschaftler, Gewerkschafter und die Partei „Die Linke“ haben inzwischen Vorschläge gemacht, auf welche Weise das internationale Finanzwesen demokratisch kontrolliert werden muss. Außerdem ist der Wirtschaftskrise durch ein stark dimensioniertes Konjunktur und Beschäftigungsprogramm entgegenzuwirken. Folgende Maß nahmen sollten durchgesetzt werden:
- Es ist notwendig, ein Konjunktur und Beschäftigungsprogramm aufzulegen, dass ein Volumen von 100110 Mrd. Euro für die Bundesrepublik umfasst. Dieses Programm sollte zur Beseitigung infrastruktureller, sozialer und ökologischer Defizite eingesetzt werden. Die Finanzierung erfolgt dann vorwiegend durch höhere Steuereinnahmen. In Frage kommen u.a. eine Erhöhung der Körperschaftssteuer für Kapital gesellschaften, des Spitzensteuersatzes bei der Einkommenssteuer und die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer.
- Anwendung des Verursacherprinzips durch Bildung von Krisenfonds, die durch Sonderabgaben auf Kapitaleinkommen und Unternehmensgewinne gespeist werden.
- Rücknahme der Privatisierung der Sozialsysteme und von öffentlichen Infrastrukturen, die wesentlich zur Finanzkrise beitrugen.
- Der Neuaufbau eines neuen internationalen Währungssystems mit Kapitalverkehrsbeschränkungen und Kontrollen des Kapitalverkehrs.