Dreigliederige Schulsysteme, teueres Lernmaterial, teuerer Nachhilfeunterricht und dann auch noch die Studiengebühren. Durch die Einführung der allgemeinen Studiengebühren vor nun ein bis zwei Jahren wurde die soziale Selektion im ohne hin schon hochselektiven deutschen Bildungssystem verschärft.
Was kann man jedoch dagegen tun? In Sachsen führte u.a. ein Mehr an Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit durch das zweigliedrige Schulsystem zu dem bescheidenen Erfolg der Belegung des ersten Platzes bei der letzten Pisa-Studie 2008. In Hessen führten die Studenten einen erfolgreichen Kampf gegen die CDU-Landesregierung in der Frage der Studiengebühren und erreichten deren Aufhebung. Und in Freiburg, der großen Studentenstadt mit ihrer „Elite“Uni? Proteste und Projekte gegen Studiengebühren fanden und finden statt, auch wenn man über die richtige Form streiten mag. Doch auch auf kommunaler Ebene lassen sich konkrete Veränderungen und entscheidende Verbesserungen der Chancengleichheit für Studenten erreichen.
Anknüpfen lässt sich an so einfache und scheinbar selbstverständliche Dinge, wie Bewegungsfreiheit, die in Form der „Freizügigkeit“ in Art. 11 des Grundgesetzes im ersten Abschnitt „Die Grundrechte“ garantiert wird, und etwa bezahlbaren Wohnraum. Kostenlose Semestertickets, Senkung der Mieten, Errichtung neuer Studentenwohnheime: Das alles wären Möglichkeiten der Verbesserung.
Die Belastung durch hohe Mieten und teuere Fortbewegungsmittel kann angesichts von Studiengebühren und hohen Lebenshaltungskosten für Abiturienten aus sozial schwächeren Verhältnissen in der Gesamtrechnung durchaus ein Grundsein, sich gegen ein Studium zu entscheiden.
Beklagt wird dann hinterher in den Medien vonranghohen Politikern, dass wir zu wenige Fachkräfte hätten.
Dabei ließe sich schon bei etwas mehr Solidarität und sozialer Gerechtigkeit auf kommunaler Ebene viel erreichen.
Nikita Karavaev