Amtsblatt: Bildung – ein Weg aus der Armut?

Seit drei Jahren sind wir Teil einer „Bildungsregion“, 2,4 Mio. Euro erhält Freiburg jetzt für die Teilnahme am sog. LEIF-Projekt. „Bestmögliche Bildungs- und damit Lebenschancen für Kinder und Jugendliche in Freiburg“ sollen durch diese Projekte erreicht werden. Zweifel sind angesagt, ob dieses Ziel auf diesem – von der neoliberalen „Bertelsmann-Stiftung“ entscheidend beeinflussten – Weg wirklich erreichbar ist.

Denn: Statt einer ernsthaften Analyse dessen, was im Argen liegt, und einer daraus entwickelten Zielvorgabe, was wir erreichen wollen, steht ein sehr unbestimmter Begriff von Bildungsqualität, die es zu verbessern gelte. Wozu soll „Qualitätssteigerung“ führen, wenn wir uns nicht zunächst klarmachen, welche Mängel vorliegen und welche „Qualität“ wir erreichen wollen?
In Sonntagsreden erzählen alle PolitikerInnen gern von Bildung als Ausweg aus Armut. Wir wissen aber nicht erst seit PISA, dass Bildungserfolg in Deutschland entscheidend vom Geldbeutel der Eltern abhängt.
Etwa 6000 Kinder und Jugendliche müssen in Freiburg unter Hartz-IV-Armutsbedingungen leben, die Kinder der 19 000 ausschließlich geringfügig beschäftigten Freiburger/innen sind kaum besser dran. Doch im groß herausgebrachten ersten Freiburger Bildungsbericht kommt der fatale Zusammenhang zwischen Armut und Bildungsmisserfolg praktisch nicht vor.
Wir brauchen eine Bestandsaufnahme: Wie viele Hartz-IV-Kinder schaffen es bis in die Oberstufen der Gymnasien, wo liegen die konkreten Bildungshemmnisse für Arme? Was hindert, trotz aller Anstrengungen von LehrerInnen und ErzieherInnen, Kinder aus unteren sozialen Schichten am Bildungserfolg? Einführung von G8, zu große Klassen, fehlende Schulsozialarbeit, fehlender Förderunterricht . . . ?
Wir brauchen dringend eine klare Zielsetzung für viel stärkere Anstrengungen für Bildung in Freiburg: Jedes Kind und jeder Jugendliche in unserer Stadt muss die für seine Situation angemessenen Möglichkeiten bekommen, Benachteiligte ganz besonders. Sonst bleibt es bei den Sonntagsreden. Und bei der wachsenden Armut – auch in Freiburg!