Nach Stadionbeschluss: Jetzt braucht es Investitionen in Bildung, Soziales, bezahlbare Mieten und die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen

Freiburg hat abgestimmt. Fast 60% wollen ein neues Stadion am Wolfswinkel und die finanzielle Unterstützung der Stadt gemäß Finanzkonzept! Glückwunsch an den SC. 

Wir als Linke Liste wünschen uns mehr Bürgerbeteiligung auch bei anderen Projekten und werden den Stadionneubau und das Konzept kritisch-konstruktiv begleiten. Jetzt braucht es aber auch wieder Platz für die vielen anderen wichtigen Themen in der Stadt. Wir werden uns hier weiter dafür einsetzen, dass es mehr Investitionen in Bildung, Soziales, bezahlbare Mieten und die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen gibt. Vor uns und unseren StadträtInnen liegt die Haushaltsdebatte. Wir als Gruppe fordern weiter endlich und nach wie vor ein Sozialticket in Freiburg und werden uns mit Rahmenbedingungen für einen neuen Stadtteil beschäftigen, die Mieten dort dauerhaft bezahlbar halten.
Die Meinungen in der Linke Liste und der parteilichen LINKEN zum Bürgerentscheid waren geteilt. Unsere GemeinderätInnen haben in Frage des Stadionneubaus unterschiedlich abgestimmt. Unsere Mitglieder, Freunde und UnterstützerInnen taten es ihnen beim Bürgerentscheid gleich. Keiner war dabei vollkommen frei von Bedenken im Bezug auf seine jeweilige Position. Einig war man sich in der Frage, dass dem SC in der Stadt eine Perspektive geboten werden müssen, Fußball als Sportevent und ein Stadion zu einer lebendigen Stadtgesellschaft gehören und dass Verkehr, Anwohnerschaft und Fußballbegeisterung in ein vernünftiges Verhältnis zueinander gebracht werden müssen. 
Ob der den Bürgern vorgelegte Vorschlag die Basis dazu legt, darin bestanden unterschiedliche aber legitime Auffassungen. Im persönlichen Abwägungsprozess standen sich gegenüber, auf der einen Seite: Ein neuer Standort mit neuen Möglichkeiten für den SC und die Stadt, Synergien zwischen Stadion und Uni, ein Finanzkonzept unter Beteiligung solventer Partner. Auf der anderen Seite: Viele Lücken und Unklarheiten in der konkreten Finanzierung, der voranschreitende Verlust einer wichtigen Grünschneise und auch die Frage, ob der Anteil der Stadt an der Finanzierung angesichts vieler anderer Aufgaben – auch im sozialen Bereich – nicht hätte kleiner sein müssen. 
Nach dem Bürgerentscheid bleibt abermals zu sagen, dass sowohl ein Nein als auch ein Ja begründbar und legitim gewesen sind. Die Debatte dazu in der Linken Liste und in der Fraktion der Unabhängigen Listen war immer solidarisch und von Verständnis geprägt. 

Herr Fricker kommentierte in der BZ vom 2.2.15 so: "Freiburg hätte sich Geld und manch bitteren Streit sparen können, wenn es auf die Mechanismen der repräsentativen Demokratie vertraut hätte." Sparen hätte Herr Fricker sich auch diese Zeilen können. Direkte Demokratie mag noch nicht ausgereift sein, die Gesellschaft darin noch nicht geübt, politischer Streit auch mal über die Stränge schlagen, sie aber den ein- und auch abgeschliffenen Mechanismen der Repräsentanz einfach als überflüssig unterzuordnen ist wirklich von vorgestern!