Freiburg, einzige Stadt in Baden-Württemberg ohne Sozialticket – wahrlich keine Auszeichnung!

Am Ende des Textes ein RDL-Interview mit Hannes Rockenbauch
An die 100 Menschen folgten gestern der Einladung der Unabhängigen Listen zur Veranstaltung "Sozialticket für Freiburg". Dass dieser erneute Vorstoß der UL im Gemeinderat notwendig ist zeigten die Beiträge und Berichte der Teilnehmer/innen - viele aus Organisationen, Freiburger Sozialen Einrichtungen oder selbst von den Hartz4-Gesetzen Betroffene. Einhelliger Tenor war: Ohne Mobilität verlieren Menschen endgültig wichtige Zugänge zu den Angeboten eines urbanen Zentrums und zu ihren Mitmenschen. So gibt es zahlreiche Angebote in der Stadt - wie den Essenstreff oder den Sonntagstreff der Kirchengemeinden – speziell für Leute mit wenig Geld, deren Besuch häufig an den hohen ÖPNV-Kosten scheitere. Ein Sozialticket bewahre vor gesellschaftlicher Isolierung und deren Folgen. Die Ver-leih-RegioKarten in den Büros der Stadtteilsozialarbeit sind mehr als ausgebucht und nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Hannes Rockenbauch, Stadtrat der Liste Stuttgart Ökologisch und Sozial und einer der Köpfe der Bewegung gegen Stuttgart 21, unterstrich nochmal den grundsätzlichen Wert Öffentlichen Nahverkehrs und seine Bedeutung als Teil der Daseinsversorgung. Weil die Fahrpreise für Teile der Bevölkerung nicht mehr bezahlbar sind, ist ein Angebot für Menschen mit geringem Einkommen unumgänglich. Viele größere Städte, auch in Baden-Württemberg, haben die Notwendigkeit erkannt und für die Bezieherinnen und Bezieher von staatlichen oder städtischen Transferleistungen eine vergünstigte Fahrkarte eingeführt. Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Heilbronn, Ulm, Tübingen, Heidelberg und Konstanz geben Geld für ein Sozialticket aus – warum also Freiburg nicht?
Aus Sicht der Stadträt/innen der UL und der Anwesenden hat der Sinn eines solchen Tickets unzählige Dimensionen. Das ist durch die vielen Beiträge eindrücklich klar geworden. Es ist nicht nur ein Kostenfaktor, es ist vor allem Chancengerechtigkeit, es ist notwendige Um-FAIR-teilung und Würde. Es wird Zeit endlich auch in Freiburg eine 50%-ige Ermäßigung für Mobilität für Alle zu gewähren.
Am 28. April steht die Abstimmung dazu im Gemeinderat an. Davor will sich das Bündnis "Sozialticket" aber noch mit einem Offenen Brief an alle Gemeinderät/innen wenden, den zahlreiche Organisationen, u.a. auch der DGB, ver.di, die GEW, die Jusos und viele Einrichtungen, mittlerweile unterschrieben haben.
"Freiburg schmückt sich mit viele tollen Titeln", so ein Teilnehmer, "der als einzige Stadt in Baden-Württemberg ohne Sozialticket, muss nicht dazu gehören!"

Hier ein Radio Dreyeckland-Interview mit dem Stuttgarter SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch zum Thema "Sozialticket auch für Freiburg?"