„Ja, die Zeit drängt, aber noch sind wir zuversichtlich“ – Interview zur Zukunft des Jugendkulturzentrums „ArTik“ mit Parwaneh Mirassan

Zum März 2016 muss das Jugendkulturzentrum „ArTik“ aus seinen Räumlichkeiten unterhalb  des Siegesdenkmals ausziehen. Darüber sprach Kilian Fleig von der Linken Liste mit Parwaneh Mirassan, Assistenz der Geschäftsführung und Verantwortliche für die Pressearbeit.

Eingang zur Unterführung des Siegesdenkmals: Nicht mehr lange das Zuhause des „ArTik“.

Bildquelle: http://www.artik-freiburg.de/Bilder/eingang.jpg

Viel Zeit bleibt dem „ArTik“ nicht mehr bis zum Umzug. Wie optimistisch bist du, dass noch bis Ende des Jahres ein neuer Standort gefunden werden kann?
Parwaneh Mirassan: Ja, die Zeit drängt, aber noch sind wir zuversichtlich. Erst letzte Woche haben wir das Pianohaus Leptien besichtigt, nächste Woche schauen wir uns das ADAC-Gebäude an. Wir bleiben dran und halten es noch für möglich, etwas bis zum Auszug im März zu finden.

Warum fällt es dem „ArTik“ bislang so schwer neue Räume zu finden? Sind vielleicht die Anforderungen an den neuen Standort zu hochgegriffen?

P.M.: Ich denke nicht, dass unsere Anforderungen zu hoch gegriffen sind. Es ist nicht einfach große, bezahlbare Räumlichkeiten in der Innenstadt zu finden, das ist uns klar. Wir wollen uns aber nicht kleiner machen, als nötig – dafür ist das Projekt zu wichtig für die Jugendkultur-Szene in Freiburg. Natürlich sind wir aber in Bezug auf das Konzept kompromissbereit und nehmen es auch in Kauf, wenn wir ein paar Quadratmeter abgeben müssen. Bei der Suche auf dem freien Markt werden wir sehr gut von der FWTM unterstützt. Die dort aufgerufenen Preise liegen aber um einiges über dem, was wir bisher als Mietkostenzuschuss erhalten. Wie wir eine mögliche Differenz ausgleichen, wurde mit der Stadt noch nicht hinreichend besprochen. Es dürfen jedenfalls Gebäude über dem bisherigen Mietbudget geprüft werden. Klar ist aber auch, dass wir unseren Teil dazu beitragen würden. Sei es durch selbst erwirtschaftete Mittel oder durch die Akquise von Sponsoren.

In letzter Zeit sind immer mal wieder verschiedene Alternativen genannt worden, darunter das leerstehende ADAC-Gebäude am Karlsplatz, die alte Stadthalle oder eine Kooperation mit
dem Club Crash in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das „ArTik“ selbst hat die Räumlichkeiten
unterhalb des Theaters, in denen sich derzeit noch die Passage46 befindet, ins Gespräch
gebracht. Was ist von diesen Vorschlägen zu halten?


P.M.: Eine Kooperation mit dem Crash und/oder Grünhof wäre eher eine längerfristige Lösung, da dort ja momentan keine Räumlichkeiten freistehen. Das ADAC-Gebäude schauen wir uns nächste Woche an, bis dahin ist es schwer zu sagen, ob die Räumlichkeiten passend sind. Aber die Lage ist zentral, das ist schon mal gut. Die Stadthalle ist keine Option, da dort Geflüchtete untergebracht werden. Bei der Passage 46 müssen wir noch warten, bis das Thema im Theaterausschuss besprochen wurde.

In einem Interview mit fudder 2014 kritisierte der „ArTik“-Geschäftsführer in Bezug auf die Standortsuche eine zu passive Haltung der politischen Verantwortlichen, man lasse das „ArTik“ am langen Arm verhungern. War dieser Vorwurf damals berechtigt und ist er es jetzt immer noch? Was könnten Gemeinderat und Verwaltung besser machen, um dem „ArTik“ die Suche zu erleichtern?

P.M.: Wir wissen, dass Verwaltung und Gemeinderat ihr Bestes tun, um neue Räumlichkeiten für das „ArTik“ zu finden. Natürlich ist das nicht einfach, gerade jetzt wo sie alle Hände voll zu tun haben, um Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete zu finden.

Derzeit arbeitet das „ArTik an einem Fotoprojekt, um auf die Standortsuche aufmerksam zu machen. Was ist sonst noch geplant, um einen Standort zu finden?

P.M.: Das Fotoprojekt ist eine Kampagne für die Zukunftsbaustelle, die bei uns stattfindet.  Jeder in Freiburg, der Interesse hat ist herzlich eingeladen am 14. November bei uns im „ArTik“ vorbeizuschauen und an der Standortsuche bzw. Konzeptarbeit für ein neues „ArTik“ zu partizipieren.

Abschließend: Was würde der Stadt kulturell verloren gehen, wenn das „ArTik“ keinen  geeigneten Standort findet?

P.M.: Unser Programm ist ja sehr vielseitig und jeder hat sein eigenes Thema oder seine eigenen Projekte, die ihm wichtig sind. Von Proberaum und Studio, über kulturelle Veranstaltungen, bis zu Räumlichkeiten für etliche Nutzergruppen und Vereinen wie Viva con Agua, Chaos Computer Club Freiburg und Blackwood Films, um nur ein paar wenige zu nennen gehen verloren. Und natürlich einfach der Freiraum mitten in der Innenstadt, wo Projekte entstehen und Kontakte geknüpft werden können. Kurz: Projekte, Plattform, Partizipation.

Das Gespräch führte Kilian Flaig