Abschiedsrede von Michel Moos zu seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat

 


Herzlichen Dank Herr OB für diese Anerkennung und Würdigung meiner Tätigkeit. Erlauben Sie mir ein paar Abschiedsworte.

22 Jahre sind eine lange Zeit, in der sich die Stadt sehr verändert hat. In der auch ich mich verändert habe.

Ich habe in diesen bald sieben Wahlperioden ungemein viel gelernt über die Stadt, ihre Menschen, viele neue Beziehungen sind entstanden. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, in der ich die Möglichkeit hatte, am großen Rad der Entwicklung Freiburgs ein kleines bisschen mit zu drehen. Das war nur möglich dank der vielen Menschen innerhalb und außerhalb des Gemeinderats, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, über Parteigrenzen hinweg.

So erst wurde es möglich, dass nach mehreren erfolglosen Anläufen Mehrheiten zustande kamen, bei der Einführung des Sozialtickets zB mit den Freien Wählern, bei der 50% Sozialquote mit der FDP und beim Dokumentationszentrum über den Nationalsozialismus in Freiburg alle zusammen im Rat. Und als es Bürgermeister und Gemeinderat komplett verbockt hatten, wie beim Mehrheitsbeschluss 2006 für den Verkauf der Stadtbau, haben es die Freiburger Bürgerinnen und Bürger gerichtet, die mit 70% den Verkauf der Stadtbau verhindert haben. Das war ein Meilenstein in Freiburgs jüngerer Stadtgeschichte und auch für mich ähnlich wie die Verhinderung des Baus des AKW Wyhl eine prägende Erfahrung: Es lohnt sich, für eine gute Sache zu kämpfen.

So schön Freiburg auch ist, es gibt große Unterschiede der Lebensverhältnisse in der Stadt, der jüngste Sozialbericht spricht von einer anhaltenden massiven Ungleichverteilung von Teilhabechancen in der Stadt. Wie kann es sein, dass beispielsweise in Haslach nur rund 30% der SchülerInnen das Gymnasium besuchen, in Weingarten weniger als 20%, in der Wiehre dagegen rund 80%? Entsprechend ungleich verteilt sind Armut und Arbeitslosigkeit. Ich möchte Ihnen zum Abschied ans Herz legen, sich diesen Bericht noch einmal vorzunehmen. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, was wir machen können und müssen. Es hängt so vieles daran für die gesamte Stadt.

Ich möchte mich zum Abschluss bei allen bedanken, mit denen ich in diesen 22 Jahren zusammenarbeiten durfte, der Linken Liste, die mir die Möglichkeit der Kandidatur gegeben hat, den Kolleginnen und Kollegen der alten UL wie der neuen Eine Stadt für alle, mit Irene Vogel durfte ich die gesamten 22 Jahre vertrauensvoll zusammenarbeiten, dafür herzlichen Dank, aber auch allen  Kolleginnen und Kollegen im gesamten Rat ebenso wie der Bürgermeisterbank und den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung. Ihnen möchte ich ausdrücklich für ihren großen Einsatz für das Gemeinwohl danken!

Den beiden neuen im Rat, Günter Rausch und Anne Reyers, wünsche ich eine gute, erfolgreiche Zeit im Gemeinderat.

Ihnen allen wünsche ich weiterhin eine erfolgreiche Arbeit für unsere Stadt.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein Lieblingszitat von Rosa Luxemburg, die noch immer auf eine Ehrung und Würdigung ihrer Antikriegsrede in Freiburg warten muss, mitgeben, was in diesen oft sehr schwierigen Zeiten umso mehr gilt:

„Dann sieh, dass Du Mensch bleibst: Mensch sein ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt: fest und klar und heiter sein, ja heiter, trotz alledem.“

Ich danke Ihnen!