"Wer bestimmt das Freiburger Stadtbild?"

Amtsblatt 483, 4. Juli 2008

„Wer bestimmt das Freiburger Stadtbild ?“ – Referenten und Diskutanten der UL-Veranstaltung am 01.07. zu die-sem Thema waren sich einig, daß dem Freiburger Stadtbild Gefahren drohen,  die in den letzten Wochen nahezu gleichzeitig die Frauen von step (Stadtentwicklungsplanung) und die Architektenverbände zu kritischen Stellung-nahmen gedrängt haben. 

Einhelliger Tenor: die Stadt ruht sich auf den Erfolgen der Vergangenheit aus, die Investoren bestimmen mehr und mehr und - noch schlimmer: die Politik hat keine Visionen von einer zukunftsweisenden sozial-ökologischen Stadtentwicklung. Sie begnügt sich weitgehend damit,  daß überhaupt gebaut wird (z.B. Brielmann-Gelände, Unmüßig) oder der Verkauf städtischer Grundstücke (z.B. Fahnenbergplatz, Solitär, Unmüßig) und Gebäude (z.B. Breisacher Tor, Unmüßig) Bares in die Stadtkasse spült.

Eine aktive Bau- und Liegenschaftspolitik findet kaum statt, - ganz anders etwa Tübingen, wo die Baubürgermeisterin Ulla Schreiber auf einer Veranstaltung von Step darstellte, wie die Stadt bei Wohnbauprojekten für eine gute Durchmischung, für hohe Wohn- und Lebensqualität  Sorge trägt. Tanja Flemmig aus Regensburg berichtete auf der UL-Veranstaltung von 10 Jahren erfolgreicher Arbeit des dortigen Gestaltungsbeirates, der zu einer unverzichtbaren Institution in Sachen Bauqualität geworden ist. Die 60 T €/Jahr seien mehr als gut angelegt. Voraussetzung dafür aber ist, so die Architektin Petra Habammer von Step, daß die politisch Verantwortlichen selbst von der Bedeutung von Gestaltungsqualität der Stadt überzeugt sind. Eckhard Bull, Architektenkammer Südbaden, befürwortete, daß das Beratergremium ausschließlich aus externen Fachleuten besteht, - die in Regensburg unter Vorsitz des Züricher Stadtplaners Prof. Fingerhuth öffentlich tagen und deren Voten bislang durchweg von den städtischen Gremien akzeptiert wurden. Angeli Janhsen, Prof. für Kunstgeschichte in Freiburg, fragte sehr grundsätzlich, ob wir in einer Stadt leben wollen, deren öffentliche Räume immer mehr von Privaten zugestellt und vereinnahmt werden, wo die kommerzielle Nutzung die letzten Rest-Räume beseitigt, wo die wirklich authentischen Plätze verschwinden. Stadtplaner Daseking sprach von der Verpommefritisierung unserer Innenstädte.  Die Diskussion ist angestoßen und wird, soviel ist sicher, lauter werden.  


Michael Moos