Viele waren skeptisch. In der Linken Liste - Solidarische Stadt, bei den Unabhängigen Frauen und erst recht bei der Kulturliste kult. Konnte das funktionieren, drei so unterschiedliche Listen in einer Fraktion. Und wo sollte die politische Klarheit sein? Und wo kreative Spontaneität und Offenheit? Zusammengehen mit den Kommunisten? Eine Männerdominierte Fraktion? Radikale Opposition mit bürgerlichen Kultur SchickiMickis? Wir haben es dennoch gewagt. Und das ist gut so.
In aller Bescheidenheit: die Unabhängigen Listen haben die Landschaft der Freiburger Kommunalpolitik verändert. Sie haben die Opposition gegen den neoliberalen Kurs der schwarzgrünen Allianz größer und stärker gemacht und sie haben sie bunter gemacht. Und die Breite und Vielfalt der inhaltlichen Debatten in der Fraktion haben zu einer größeren Tiefe – und damit auch Schärfe geführt. So sind inhaltliche Positionen nicht verwässert worden, sondern haben im Gegenteil an Klarheit gewonnen. Wenn in der Linken Liste mehr über Theater und Museen diskutiert wurde und über die Rolle der Kultur als Identitätsstifterin in einem Gemeinwesen, das eben auch und gerade durch Kultur zu einer Gemeinschaft wird und damit auch Solidarität hervorbringen kann, wenn in der Linken das Verständnis dafür, dass Gender Mainstreaming weder die moderne Fortsetzung einer Frauenpolitik ist noch diese ersetzen kann, wenn Kulturschaffende und Kunstfreunde sich mit der Notwendigkeit einer Gewerbesteuererhöhung und der Einführung eines Sozial-Tickets beschäftigen dann tut sich was in den Köpfen, dann tut sich was in der Freiburger Kommunalpolitik.
Und es hat sich etwas getan.
Und dann schreibt die Badische Zeitung mittlerweile von den „vier großen Fraktionen“. Natürlich ist das Ausdruck einer gewachsenen Stärke der Unabhängigen Listen, der linken Opposition im Gemeinderat (ja, mittlerweile sieht sich auch kult, sehen sich die kultStadträte als Teil der „linken“ Opposition).
Diese gewachsene Stärke macht sich in der tagtäglichen Arbeit im gemeinderat durchaus bemerkbar. Es ist aber eben auch Ausdruck eines gewissen Respekts, Ausdruck der Tatsache, dass die Fraktionsgemeinschaft der Unabhängigen Listen zu allen wesentlichen inhaltlichen Auseinandersetzungen in der Freiburger Kommunlpolitik der letzten Jahren klare und nachvollziehbare Positionen bezogen hat. Positionen, die in sich stringend und konsequent waren. Und die eine deutliche Gegenposition gegen den neoliberalen Kurs des „Sparens um jeden Preis“, des „schlanken Staats“ mit drastischem Personalabbau bei der Stadt und den städtischen Gesellschaften, des Privatisierens öffentlichen Eigentums, der Orientierung an Investoreninteressen, der Politik der verschlossenen Türen und mit seiner Angst vor echter Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie.
In Stichpunkten einige Beispiele: Im Flächennutzungsplan 2020 wendet sich nur die UL gegen einen übertriebenen Flächenfraß. Auch die Grünen versuchen „Ökologie und Notwendigkeit für Wachstum“ zu vereinen.
PPP: ohne jede Einschränkung lehnt die UL eine Übertragung von 10 sanierungsbedürftigen Schulen an einen Generalinvestor ab. Mittlerweile ist bewiesen: die Sanierung der Schulen geht auch so. Millionenausgaben an einen Investor wurden so vermieden, die Schulen vor „feindlicher Übernahme“ geschützt.
Über 25.000 Unterschriften gibt es gegen die Pläne der schwarzgrünen Allianz zur Schließung, bzw. Verlagerung des Adelhausermuseums. Die UL steht wie die SPD an der Seite der Beschäftigten und der Freunde des Museums, die diese Pläne schließlich verhindern.
Beharrlich und konsequent wendet sich die UL gegen die 10% Kürzungen der Zuschüsse an freie Träger bei Kultur, Sozialem und Sport. Bisher sind leider nur ein kleiner Teil dieser Kürzungen zurückgenommen worden, die zu einer Reduzierung der Angebote und Vielfalt führen und ein Schlag ins Gesicht der vielen ehremamtlich Tätigen in diesen Bereichen sind. Sozialticket war, is und bleibt eine der zentralen Forderungen der UL. Niemand darf vom gesellschaftlichen Leben und von Mobilität ausgeschlossen werden.
Eine Konsolidierung des städtischen Haushalts darf nicht auf dem Rücken der städtischen Beschäftigten erreicht werden. Die UL lehnt die Pläne des grünen OB zu einem 20%igen Personalabbau bei der Stadt eindeutig ab.
Die UL ist eine der treibenden Kräfte in der Initiierung eines Beteiligungshaushaltes, dessen derzeitige Ausgestaltung noch verbesserungswürdig ist, vor allem durch eine Stärkung des Mittels der Stadtteilversammlungen.
Der Bürgerentscheid gegen die Wohnungsverkäufe war das herausragende kommunalpolitische Ereignis der letzten Jahre. Mit eigenen Veranstaltungen, mit klarer Position, mit einem Vertreter im Geschäftsführenden Ausschuss der BI Wohnen ist Menschenrecht trägt die Fraktionsgemeinschaft der Unabhängigen Listen, wie auch die SPD, gemeinsam mit der Linken Liste - Solidarische Stadt, gemeinsam mit den Mieterinnen und Mietern und den Beschäftigten der FSB wesentlich zum Erfolg der Bürgerinitiative bei, die von schwarzgrün geplanten Wohnungsverkäufe zu verhindern.
Widerstand gegen unsoziale und und demokratiefeindliche Politik kann nur durch eine starke außerparlamentarische Opposition erfolgreich sein. Eindeutig gegen die UL und ihre Politik der Einbeziehung außerparlamentarischer Opposition sind die neuen Regelungen zur Verschwiegenheitspflicht gerichtet. Die UL sagt: Demokratie braucht Transparenz – für ein Gläsernes Rathaus.
Hendrijk Guzzoni, Listenplatz 2